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Zusammenstehen – vielfältig solidarisch

23. Apr 2019 | Blog

Die Anthologie #unteilbar – Für eine offene und solidarische Gesellschaft versammelt jene Reden, die auf der Auftakt- und Abschlusskundgebung der #unteilbar-Demo im Oktober 2018 gehalten wurden. Was ist seither passiert? Wir werfen einen genaueren Blick auf die verschiedenen Organisationen und Bündnisse, stellen Aktivist*innen und Projekte vor und fragen, wie und wo wir uns selbst politisch einbringen können. Den Anfang in unserer Interviewreihe macht das Bündnis Zusammenstehen aus Erfurt, das am 1. Mai ein in Zeichen für Solidarität, Toleranz und Demokratie setzen will. Mit Anne vom Bündnis Zusammenstehen.

Wie lange gibt es Euch schon und wer ist bei Zusammenstehen aktiv?

Das Bündnis Zusammenstehen. Vielfältig Solidarisch wurde Ende 2018 in Erfurt gegründet. Inzwischen haben sich über 100 Akteure im Bündnis zusammengeschlossen – aus Erfurt, Thüringen und aus einem breiten Spektrum. Mit dabei sind Gewerkschaften, Naturschutz-
und Wohlfahrtsorganisationen, Kirchen und Parteien, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Privatpersonen. Und es werden fast täglich mehr.

Worum genau geht es Euch, wofür setzt Ihr Euch ein?

Gerade 2019 ist es uns wichtig, ein Zeichen für Solidarität, Toleranz und Demokratie und gegen Ausgrenzung zu setzen. Natürlich denken wir dabei vor allem an die Thüringer Landtagswahlen im Herbst, aber auch darüber hinaus. Schließlich stehen die Europawahl und Landtagswahlen in zwei weiteren ostdeutschen Ländern an. Für die AfD sind diese Wahlen wichtige Etappen – und als zentrales Mobilisierungsdatum haben sich die Rechten den 1. Mai ausgesucht. Auch in Erfurt ist ein AfD-Aufmarsch geplant. Den 1. Mai als weltweiten Tag der Arbeiterschaft werden wir uns nicht entreißen lassen. Deswegen plant das Bündnis für diesen Tag ein großes Fest der Vielen: ein Zusammentreffen von unterschiedlichen Menschen, die gemeinsam solidarische Antworten auf soziale Fragen finden; Antworten, die im Interesse der Vielfalt für alle gelten. Jede*r, der/die sich damit identifizieren kann, ist bei uns willkommen.

Woran arbeitet ihr momentan und was konnte dank Eurer Arbeit bereits angestoßen, verändert oder verbessert werden?

Primär stellen wir gerade die Mai-Veranstaltung auf die Beine – mit Kundgebung, Demonstration und einem großen Fest mit Livekonzerten. Im Vorfeld passiert aber auch schon eine Menge: von der Logistik über die Finanzen und das Booking bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Arbeitsgemeinschaften legen sich ins Zeug, um so viele Menschen wie möglich in Erfurt zu mobilisieren bzw. am 1. Mai dazu zu motivieren, nach Erfurt zu kommen, um mit uns ein Zeichen zu setzen.

Unsere Bündniszeitung mit einer Auflage von 140.000 Stück wurde in ganz Erfurt und im Umfeld verteilt. In einem regelrechten Veranstaltungscountdown zum 1. Mai in Erfurt gab und gibt es eine Lesung aus dem #unteilbar-Buch mit unseren Mitstreiter*innen aus Berlin, ein Soli-Konzert, ein Demo-Einmaleins, einen Filmabend, ein Kneipenquiz und vieles mehr.

Hat sich Eure Arbeit in den letzten Jahren aufgrund der politischen Situation in Deutschland und Europa verändert? Worin bestehen aktuelle Herausforderungen?

Die spürbaren Veränderungen in ganz Deutschland und in Thüringen waren tatsächlich der Auslöser für die Gründung von Zusammenstehen. Viele der im Bündnis engagierten Menschen und Organisationen schreiben sich den Kampf gegen rechts und für Solidarität schon lange auf die Fahnen. Im immer rauer werdenden Klima der Angstmache, Hetze und Entsolidarisierung von rechts war es für uns alle einfach keine Frage, uns zusammenzutun, um dem etwas entgegenzusetzen.

Was wünscht Ihr euch für die Zukunft – sowohl politisch als auch in Bezug auf Eure eigene Arbeit?

Kurzfristig wünschen wir uns einen gut gelaunten, friedlichen und stimmungsvollen 1. Mai in Erfurt. Einen Tag, an dem so viele Menschen zusammenkommen und zeigen, dass sich die Mehrheit Demokratie und Zusammenhalt wünscht, dass die Kundgebung der AfD daneben bedeutungslos wird.

Langfristig erhoffen wir uns, dass unser Engagement ansteckend ist: Die Mehrheit der Menschen schweigt – was von den Rechten als stillschweigende Zustimmung für ihre Politik gedeutet wird. Wir von Zusammenstehen sind überzeugt, dass das falsch ist. Die wachsende Zahl von vielfältigen, starken Bündnissen wie #unteilbar in Berlin oder Wir sind mehr in Chemnitz unterstützt uns in dieser Überzeugung.

Was bedeutet „unteilbar“ für Euch? Was versteht Ihr unter einem solidarischen Miteinander?

„Ein unteilbares Ganzes“ steht im Duden als Praxisbeispiel für dieses Wort. Unteilbar heißt für uns, für unser Anliegen bedingungslos zusammenzustehen. Im Bündnis sind viele sehr unterschiedliche Akteure engagiert, die in ihren Zielen und Inhalten nicht unbedingt immer übereinstimmen. Was uns eint, sind unsere Werte und Leitbilder, die uns für den 1. Mai und darüber hinaus zusammengeführt haben. Solidarität ist eines der Kernthemen von Zusammenstehen.

Was können wir alle tun, um uns gegenseitig zu unterstützen und Haltung zu zeigen?

Es gibt ein paar grundlegende Regeln des Zusammenlebens, deren Berücksichtigung schon einmal die halbe Miete sind: einander ausreden zu lassen und auf verbale wie physische Gewalt zu verzichten etwa. Dazu kommen gegenseitige Achtung und die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Wie findet man bei all den verschiedenen politisch-gesellschaftlichen Themen heutzutage den Bereich oder die Organisation, in dem/der man sich engagieren kann?

Ob es darauf eine allgemeingültige Antwort geben kann, ist fraglich. Oft ist es so, dass ein möglichst konkretes Anliegen aus dem eigenen Umfeld am besten funktioniert. Schließlich sollte man auch wirklich hinter dem stehen, wofür man sich einsetzen möchte, und langfristig motiviert bleiben. Die Eltern eines Kindergartenkindes haben sicher eine höhere Bereitschaft, sich im Förderverein der Kita zu engagieren, als jemand Externes. Unser akutes Engagement liegt direkt vor unserer Haustür: Wir wollen uns den 1. Mai in unserer Landeshauptstadt nicht wegnehmen lassen. Wir stellen gemeinsam etwas Großes auf die Beine, das Strahlkraft über Ort und Datum hinaus haben soll. Deswegen werden und wollen wir auch weiter am Ball bleiben.

Wie kann man sich euch anschließen und selbst aktiv werden?

Der einfachste Weg ist eine E-Mail an info@zusammenstehen.eu oder eine Nachricht via Facebook. Auf www.zusammenstehen.eu, unserer Facebook-Seite und dem Instagram-Profil gibt es außerdem alle Neuigkeiten aus dem Bündnis.

Das Interview gab uns Anne. Sie ist für die AWO Thüringen beim Bündnis Zusammenstehen aktiv.

Links:

https://www.facebook.com/vielfaeltigsolidarisch/
www.instagram.com/zusammenstehen/
https://twitter.com/zusammenstehen?lang=de

Dieser Artikel ist zuerst beim Blog Resonanzboden erschienen.

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